Burka
Es wird Zeit für den Burko
(übernommen aus der FAZ)
Als die Terrorbande, die sich „Islamischer Staat“ nennt, aus der Stadt Manbidsch im Norden Syriens vertrieben war, die sie zwei Jahre lang besetzt hatte, liefen die Menschen auf Straßen und Plätze, um ihre Befreiung zu feiern. Die Männer schoren ihre Bärte, die Frauen warfen den Niqab oder die Burka ab, die verhasste Vollverschleierung, unter die sie der IS gezwungen hatte. Im Fernsehen waren die Szenen zu sehen, in denen Frauen – mit Kopftuch – die Zeit unter dem islamistischen Terror in dramatischer Weise beklagten. Die Befreier, kurdische Milizen, wurden umarmt und gepriesen, darunter auch Kämpferinnen. Die ganze Welt nahm das mit Anteilnahme zur Kenntnis, als kleine hoffnungsvolle Etappe in einem erbarmungslosen Krieg.
Als vor der Verabschiedung der „Berliner Erklärung“ der Innenminister der Union die Forderung aufkam, die Burka, den Niqab, die Vollverschleierung von Frauen zu verbieten, war der Ton ein ganz anderer – eine Mischung aus Indifferenz und Herablassung, der sich auch Moderatorinnen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks befleißigen, vom „Morgenmagazin“ bis zu den Spätnachrichten. Der Tenor lautet: Eine solche Forderung sei überflüssig, es gebe höchstens hundert Frauen mit Burka oder Niqab in Deutschland (wo die Zahl herkommt, weiß niemand, ein Gang durch die Innenstädte von München, Garmisch-Partenkirchen und Bad Godesberg dürfte die Zahl der Vollverschleierten schnell erhöhen). Unsinnig sei die Forderung nach einem Burka-Verbot, mit sicherheitspolitischen Erwägungen habe sie nichts zu tun, und sie lasse sich nicht durchsetzen. Warum auch? Sollen sich muslimische Frauen doch verschleiern, wenn sie wollen, es herrsche schließlich Religionsfreiheit.
Die Burka hat nichts mit Religion zu tun
Allerdings hat diese Verschleierung weder etwas mit Religion noch mit Freiheit zu tun. Sie ist ein in muslimischen Ländern mit brutaler Gewalt durchgesetzter Zwang, eine soziale Norm zum Gefallen der Männer, die Frauen auf diese Weise aus dem öffentlichen Leben ausschließen. Die Frauen sind zwar vorhanden, aber als Personen nicht präsent. Sie werden entwürdigt, entmenschlicht und verlieren ihr Gesicht. Sie können unter der Burka mit niemandem ohne Mühe sprechen, können nicht trinken und nicht essen. Dass eine Frau mit Burka es schwer habe, sich zu integrieren, wie die Bundeskanzlerin sagte, ist eine bittere Untertreibung. Vollverschleierte Frauen sind Insassen eines Textilgefängnisses, in das Männer sie für den Hofgang in der Öffentlichkeit gesteckt haben.
Wer in diesem Zusammenhang von persönlicher Freiheit und von Religionsfreiheit spricht, verkennt die Realitäten und begeht einen Kategorienfehler mit verhängnisvollen Folgen. Denn wenn die Burka vom Staat und vor den Gerichten als Gebot der Religion anerkannt wird, oder zumindest als mögliches Gebot – das nur von wenigen, radikalen muslimischen Gelehrten vertreten wird –, und wenn dieses von der in vielerlei Hinsicht überbetonten Religionsfreiheit erfasst wird, ist dagegen nur mit größten Verrenkungen noch etwas zu machen. Sie dürfe nicht in der Schule, nicht im Straßenverkehr, nicht bei Demonstrationen und nicht auf Meldeämtern getragen werden, lautet die Mindestanforderung, auf welche sich die Innenpolitiker der Union geeinigt haben. Womit auch geklärt wäre, auf welches Terrain sich der Staat beschränkt. Aus dem öffentlichen Raum zieht er sich zurück und gibt ihn zur Vollverschleierung, zur radikalen Ab- und Ausgrenzung und sichtbaren Unterdrückung von Frauen frei.
Wer glaubt, die Burka habe mit Religion zu tun, glaubt vielleicht auch, Frauen würfen sich tatsächlich freiwillig und mit Freuden diesen Sack aus Stoff über den Kopf. Ein paar Gespräche mit Musliminnen, vor allem solchen aus Ländern, in denen der Burka-Zwang mit Säureattentaten auf Frauen, die ihr Gesicht zeigen wollen, durchgesetzt wird, würde für die empirische Basis der Einsicht sorgen, dass es Unsinn ist, zu denken, jemand unterziehe sich freiwillig der Textil-Tortur. Irritierend ist der Blick der westlichen, vermeintlich liberalen Burka-Freunde auf muslimische Frauen ohnehin: als handele es sich bei ihnen um Aliens, welche Sinnen und Trachten, Wünsche und Bedürfnisse und Empfindungen, die allen Menschen gemeinsam sind, nicht teilten.
Deshalb wird in der Debatte schon die Grundfrage falsch gestellt. Es geht nicht darum, ob wir die Burka verbieten können. Wenn wir wollen, können wir. Wir müssen damit beginnen, die Grundfrage anders zu formulieren: Dürfen wir zulassen, dass Frauen ein Sack über den Kopf geworfen wird und sie von ihrer Umwelt abgegrenzt und aus dem menschlichen und gesellschaftlichen Miteinander gerissen werden? An diesem Punkt muss man nicht mit Sicherheitserwägungen kommen, sondern könnte die Fürsorgepflichten des Staates ins Feld führen, beginnend mit Artikel1 des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Die Würde der Frau ist unantastbar. Und für all die Männer, die Frauen partout nicht als Frauen sehen und wahrnehmen wollen, gäbe es eine praktische Lösung: Es wird Zeit für den Burko. Es muss ja keine Ganzkörperverhüllung sein. Eine Augenbinde reicht.
Da die BURKA einwandfrei frauenfeindlich ist, ist sie zu verbieten. Es ist ein schwacher Staat der Frauenrechte nicht durchsetzen kann.