Sozialsystem mehr über Steuern finanzieren
Die hohen Sozialabgaben bremsen nach Einschätzung der OECD die Beschäftigung in Deutschland. Die Sozialsysteme sollten daher stärker über Steuern etwa auf Konsum und Grundbesitz finanziert werden, erklärte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Dienstag in Paris. Deutschland ist im Vergleich zu anderen OECD-Staaten kein Hochsteuerland erklärt die OECD. Der Anteil aller Steuern und Abgaben an der gesamten Wirtschaftsleistung ist mit 36,4 % nur durchschnittlich. Allerdings wird der Faktor Arbeit mehr als anderswo belastet, nämlich um 51 % statt 36,4 % im OECD-Mittel. Frankreich liegt dabei nur ganz knapp hinter Deutschland. Höhe ist die Belastung der Arbeit nur in Belgien und Ungarn. Die Arbeitnehmer müssen heute anteilig weniger Steuern und Abgaben zahlen als vor zehn Jahren. Doch die Sozialabgaben machen immer noch 13,3 Prozent der Staatseinnahmen aus; im OECD-Mittel sind es nur neun Prozent. Das macht Arbeit besonders teuer und macht es vor allen für gering Qualifizierte schwierig, eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu finden; heißt es. Besonders weit über dem OECD-Mittel liegt die Belastung bei alleinstehenden Geringverdienern und Alleinerziehenden, schreibt die OECD. Wer nur zwei Drittel des Durchschnittslohnes kassiert und alleine zwei Kinder durchbringen muss, bei dem summieren sich Steuern und Abgaben 2009 auf 31,3 Prozent der Arbeitskosten. Im OECD-Durchschnitt waren es lediglich 16,9 Prozent. Von 2000 bis 2009 stiegen die normalen Durchschnittslöhne in Deutschland lauf OECD um fast 20 Prozent. Für alle Haushaltstypen liegt die Abgabenlast nun unter dem Niveau des Jahres 2000, heißt es. Dabei war 2009 die Entlastung für Familien und Alleinerziehende wegen der Erhöhung des Kindergeldes größer als für Kinderlose.